„Nur wenn wir verstehen, können wir uns kümmern. Nur wenn wir uns kümmern, können wir helfen. Nur wenn wir helfen, können wir Leben retten.“
Jane Goodall

Boudha Stupa, Kathmandu
Gute Absichten und überraschende Wendungen: Wachstum durch Einsatz
Im April 2015 wurde Nepal von einem gewaltigen Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala erschüttert, das fast 9.000 Menschenleben und mehr als 22.000 Verletzte forderte. Diese Naturkatastrophe hat nicht nur die Fragilität menschlichen Lebens, sondern auch einmal mehr die beeindruckende Kraft des Geistes gezeigt, sich den Widrigkeiten der Umstände zu stellen.
Als ich im Frühjahr 2016 hörte, dass die Menschen vor Ort auch ein Jahr nach der Katastrophe noch schwer mit den Folgen zu kämpfen hatten, beschloss ich, nach Nepal zu reisen, um mich als Erdbeben-Hilfsarbeiter zu engagieren.

Basundhara, Kathmandu

Gorkha/Swaragau
Die folgenden drei Monate waren für mich eine unglaublich prägende Erfahrung bei der ich erleben durfte, wie wichtig es ist, aufmerksam zu sein, genau hinzuschauen, zuzuhören (auch wenn man die Sprache nicht spricht), sich mit Menschen zu verbinden, und zu helfen, wo und wie man nur kann. Die Ungleichheiten zwischen unserer westlichen Welt und dieser fernöstlichen Bergregion hautnah zu erleben, hat mich vieles mit anderen Augen sehen lassen und mir geholfen eine neue Perspektive auf das Leben zu gewinnen. Beim Wiederaufbau von Schulen und Häusern, Wegen und Brunnen ist mir damals aufgefallen, dass die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll auch in diesen entlegensten Bergregionen ein großes Problem ist. Eine Herausforderung, die sich wie ein unüberwindliches Hindernis (und unter gegebenen Umständen auch wie eine zweifelhafte Priorität) angefühlt hat. Von einem Impuls getrieben habe ich entschlossen, mich der Sache trotzdem anzunehmen. Ein Umweltprojekt, das mit lokalen Müllsammelaktionen und Aufklärungsveranstaltungen in kleinen Schulen anfing, wurde angestoßen. Was als kleine Initiative zur Bekämpfung der Verschmutzung der Dörfer und Wege um sie herum startete, entwickelte sich trotz allseitiger Skepsis und zahlreicher Hindernisse zu einem innovativen Projekt. Erste Skizzen und Ideen für eine einfache Recyclingmaschine wurden von Hand gezeichnet und ein Konzept, das anfangs von einigen belächelt wurde, erregte die Aufmerksamkeit von Ingenieuren und Wissenschaftlern der TU Berlin, wo es weiterentwickelt und verfeinert wurde.


Warum erzähle ich das und was ist die wichtigste Erkenntnis aus dieser Erfahrung?
Der Weg dieser „Erfindung“ ist Zeugnis für die Unvorhersehbarkeit von Impulsen und ihren letztendlichen Auswirkungen. Die Technologie des Geräts, ursprünglich zur Lösung des Plastikmüllproblems in Nepal entwickelt, wurde angepasst und diente schließlich zum Schneiden kleiner kompostierbarer Materialien in Westafrika.
Ziel verfehlt oder Chance genutzt?
Diese Entwicklung zeigt eine faszinierende Realität: Ideen, die in einem Teil der Welt mit einem klaren Ziel und einer klaren Absicht geboren wurden, können anderswo neue, unerwartete Anwendungen finden.
Diese Entwicklung zeigt eine faszinierende Realität: Ideen, die in einem Teil der Welt mit einem klaren Ziel und einer klaren Absicht geboren wurden, können anderswo neue, unerwartete Anwendungen finden. Diese Erfahrung ist eine eindrucksvolle Lektion über den Werdegang von guten Absichten. Noch so kleine, lokal begrenzte Bemühungen, die mit dem aufrichtigen Wunsch unternommen werden, Gutes in der Welt zu tun, können weitreichende positive Auswirkungen haben, manchmal auf eine Art und Weise, die man nie erwartet hätte. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, eine treibende Kraft mit einer klaren Vision zu verbinden, aber auch die Flexibilität zu besitzen, mit dem Strom zu schwimmen und zu akzeptieren, dass manche Ergebnisse einfach nur Sprungbretter zu anderen, manchmal sogar größeren Möglichkeiten sind.

Das Gleiche gilt natürlich auch für die persönliche Entwicklung und die eigenen AHA-Momente!
Es lohnt sich immer, dem Impuls zu folgen, zu helfen und etwas zu verändern. Diese Geschichte wird mich ewig daran erinnern, dass jede Anstrengung sich in ein größeres Bild der Verbundenheit und Zuversicht einfügt.
